Willkommen in Bizarros Welt! Nix da mit "Auf, auf und davon!" Hier geht's steil nach unten. Oder so ähnlich, hüstl - naja, auf englisch zündet der Wortwitz mit "Up" and "Down" wahrscheinlich besser, aber einen Versuch war es wert. Jedenfalls ist Bizarro als Figur ja grundsätzlich als Gegenteil von dem angelegt, was Superman verkörpert. Ein bißchen so, als ob Superman in einen verzerrten, schmutzigen Spiegel schaut. Bizarro ist demzufolge weder besonders hübsch - ein bißchen wie eine Kreuzung aus Frankenstein und Solomon Gruny, huh! - noch schlau oder sonst irgendwie talentiert.
Dementsprechend sind auch Bizarros Taten selten von Erfolg gekrönt, wie man im vorliegenden Band auch direkt als Einleitung erfährt. Die Bürger von Metropolis schwanken zwischen Panik und blankem Entsetzen, wenn sie Bizarro begegnen. Denn was auch immer er anpackt, er richtet nur Chaos an.
Dazu sagt er prinzipiell immer das Gegenteil von dem, was er meint. Wäre das schön, wenn ich auch mal sagen könnte "Bäh, ich hasse Schokolade!" Wird nicht passieren. Schade. Das Gegenteil von dem zu sagen, was man meint, macht es einem aber auch nicht gerade leicht. Ist halt eben schwer, mit den Worten "Geh weg, übelster Freund!" gut anzukommen, wenn man eigentlich das Gegenteil meint.
Trotzdem (oder gerade deswegen?) hat Bizarro von DC nun wieder eine eigene Serie spendiert bekommen. Aber weil man ihm allein wohl nicht so recht traut, bekommt er noch Jimmy Olsen an die Seite gestellt. Ja, der rothaarige, blasse Junge, der eigentlich die Fotos von Superman macht (und der übrigens in der aktuellen Supergirl-Serie optisch das genaue Gegenteil ist, hallöchen sexy Basketball-Gott!).
Jimmy bekommt jedenfalls von Superman höchstpersönlich den Auftrag, eine Art Road Trip mit Bizarro nach Kanada zu unternehmen, damit a) Bizarro sich möglichst weit weg von Metropolis aufhält und b) Jimmy einen tollen Bildband veröffentlichen kann, der ihn reicht und berühmt macht. Hofft er zumindest. Aus diesem Grund spielt er Bizarro Sympathie und freundschaftliches Interesse vor. Buuuh! Pfui!
Ich weiß ja nicht, wie sympathisch der gute Jimmy sonst so rüberkommt, aber das ist natürlich nicht nett. Ihr ahnt es: Jimmy ist hier "the Bad". Bizarro "the Stupid" und wer bleibt da noch? Richtig: "the Good"! Mein Highlight, der Traum meiner schlaflosen Nächte: ein kleiner Alien-Kumpel!
Colin, ein chupacabrianische Gehirnsauger, ist der beste Freund von Bizarro und eine Seele von einem Alien. I love it! Erinnert mich ein wenig an ALIEN und hat sich fauchend in mein Herz geschlichen, der kleine Racker! So ein kleiner Xenomorph als bester Freund - toll! Und Colin ist es auch, der für mich den vorliegenden Band gerettet hat. Denn ehrlich gesagt ist die grundlegende Storyline doch schon recht vorherhersehbar - Jimmy will Bizarro ausnutzen um an coole Fotos zu kommen, Bizarro merkt es natürlich nicht, kommt aber trotzdem dahinter und ist richtig stinkig. Hm, ja. Überraschend ist das nicht. Aber der kleine Sidekick Colin hat mich richtig gut unterhalten. Jeder Episode - Bizarro und Jimmy kämpfen gegen einen verrückten Pharao-Abklatsch, Bizarro und Jimmy kämpfen gegen Geister im Wilden Westen etc. - verleiht Colin allein durch seine Anwesenheit ein bißchen mehr Seele. Allein wegen ihm hat sich der Band für mich gelohnt. Aber dramatische, unvorhergesehene Wendungen darf man hier nicht erwarten.
Mein Story-Highlight ist aber die Episode, in der Bizarro auf Zatanna trifft und ungeahnte Talente entdeckt, ich sage nur "Im Körper des Feindes". Die ist richtig gut gelungen. Wenn es in Zukunft mehr davon gibt, bleibe ich dabei. Allein schon wegen Colin. Sollte Colin aber wieder im All verschwinden, werde ich weinen! Aber bekanntlich hört einen im All ja keiner weinen...
Empfehlenswert?
Wenn man chaotische, aber herzensgute Chaoten und kleine, fauchende Alien mag: Ja! Eine überraschende Story darf man hier aber nicht erwarten, eher leichte Kost für Zwischendurch.
Release: 01.03.2016
Verlag: Panini Comics
Autoren: Heath Corson
Zeichner: Gustavo Duarte
Preis: 16,99
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