Captain America:White - Kinderjahre eines Winter Soldiers

Hurra! Nach Blau, Gelb und Grau gibt es jetzt auch Weiß! Yippie! Falls ihr jetzt nicht wisst, wovon die komische Frau da redet: es handelt sich natürlich um die tollen Marvel Color Books von Jeph Loeb und Tim Sale. Spider-Man:Blue, Hulk:Gray und Daredevil:Yellow sind melancholische kleine Meisterstücke, die in einer Art Momentaufnahme einen für die Helden bedeutsamen, nachdenklichen Moment in der Vergangenheit einfangen. Ja, auch Superhelden haben Gefühle! Und Zweifel. Und einen wunden Punkt. Genau den thematisiert Jeph Loeb nämlich besonders gerne, in den meisten Fällen geht es um eine ungeliebte oder verloren geglaubte Liebe - Hallo Gwen Stacy! - oder einen anderen, tragischen Verlust.

Im Fall von Captain America a.k.a. Captain America ist das Bucky. Bucky war in den Anfangsjahren des Captains sein Sidekick - man möge mir den Vergleich verzeihen, aber gewisse Parallelen zu Batman's Robin sind nicht von der Hand zu weisen - und wie wir ja wissen, nimmt das Schicksal von kleinen, übermütigen Sidekicks nicht immer ein gutes Ende. Oder was meinst Du, Jason Todd?

In Captain America: White erzählt Captain America jedenfalls in einer Art Flashback oder ReCAP (thihi) von der ersten gemeinsamen Mission, in der er und Bucky gemeinsam als Duo in die Schlacht gegen die Nazis gezogen sind. Dort treffen unsere beiden Patrioten auf Nick Fury und die Howling Commandos und müssen sich gemeinsam mit ihnen bis zum Feind - dem Red Skull - durchschlagen. Steve Rogers erzählt die Geschichte dabei mit dem WIssen, dass Bucky beim Kampf gegen den Feind in letzter Instanz sein Leben lassen wird, wenn auch erst ein paar Jahre später. In seinen Kommentaren kommt deshalb immer wieder durch, dass er sich die Schuld an Buckys Tod gibt und sich auch die alles entscheidende Frage stellt, ob es das alles wert war. Wie heißt es doch: Im Krieg gibt es keine Gewinner.

Ja, es schwebt eine gewissen Melancholie über dem Comic, schnief... Wenn Steve doch nur wüsste! "Bucky lebt noch!" möchte man ihm da manchmal zurufen! Er ist jetzt der Winter Soldier! Ok, seine Erinnerungen an die gemeinsame Vergangenheit wurden gelöscht. Er steht nun auf der Seite der Russen. Und würde Dich gern umbringen. Aber hey, er lebt! Yay!!! Man muss es immer positiv sehen. (Die Storyline ist übrigens großartig von Ed Brubaker erzählt, gibt es zwar nicht mehr regulär im Handel, aber wenn ihr mal irgendwo darauf stoßt: kaufen! Ist richtig, richtig, gut. Nur mal so am Rande.)

Hilft aber alles nix, Captain America weiß eben (noch) nichts von seinem Glück und schwelgt stattdessen traurig in Erinnerungen an eine vergangene Mission - gemeinsam Nazis verhauen, da war die Welt noch in Ordnung! Jeph Loeb's Comics spielen eben immer in dem Milieu, der für unsere Helden elementar ist - im Fall von Captain America eben der 2. Weltkrieg. Mitten im Kriegsgetümmel.

Kurz für alle Film-Freunde da draußen, die vielleicht noch keinen Comic mit Cap und Bucky zwischen die Finger bekommen haben: Der "original" Bucky in den Comics hat optisch nichts mit dem Bucky gemeinsam, der uns in Captain America: The first Avenger vorgestellt wurde. Aber gut, habt ihr ja auch schon gemerkt. In den Comics ist er nämlich tatsächlich noch ein Kind. Aber ob Comic oder Film, ob Sturz aus dem Zug (Film) oder mit dem Flugzeug (Comic) - für Captain America ist und bleibt Buckys Tod ein wunder Punkt, der ihn immer quält. Nunja, zumindest bis er herausfindet, dass Bucky noch am Leben ist.

 

Empfehlenswert?

Auch wenn das Setting des 2. Weltkriegs vielleicht nicht jedermanns Sache und die Storyline der Mission an sich meiner Meinung nach nichts atemberaubend Neues ist - wenn man ein klein wenig Gefühl dafür aufbringen kann, wie sich der gute Steve wohl fühlen muss, nachdem er glaubt, Schuld am Tod seines Sidekicks zu sein - für den könnte der Comic etwas sein.

Auch und vor allem wegen Tim Sales großartigem Artwork! Schade finde ich nur, dass das Titelgebende Weiß nicht wirklich auf dem Cover berücksichtigt wurde. Kriegen sie beim Poster von Tribute von Panem: Mockingjay ja auch hin.

 

Release: 03.05.2016

Verlag: Panini Comics

Preis: 16,99 Euro

Autoren: Jeph Loeb

Zeichner: Tim Sale


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