LADY KILLER 1: Kill me if you can!

Die späten 50er Jahre. Das waren noch Zeiten! Rauchen im Flugzeug? Völlig normal! Autofahren nach ein paar Whiskey? Klaro! War bis immerhin 1,5 Promille erlaubt. Und ein Sektchen während der Schwangerschaft? Na sicher! Stößchen! Au weia. Da kann man heute nur den Kopf drüber schütteln. Aber hey, schick angezogen waren sie - das muss man ihnen lassen!

Auch Josie Schuller, die adrett gekleidete Protagonistin in LADY KILLER, achtet darauf, dass der Gürtel zu den Schuhen passt! Wahrscheinlich hat sie sogar noch den passenden Lippenstift. Natürlich. Schick wie sie ist, könnte sie am Arm von Leonardo diCaprio in Catch Me If You Can als Hostess flanieren. Wobei der wahrscheinlich auch erstmal hastig einen Whiskey runterkippen würde, wenn er wüsste, WER die hübsche Lady an seiner Seite da wirklich ist. Darf ich vorstellen? Josie Schuller: Liebende Hausfrau, fürsorgliche Mutter von zwei zauberhaften Töchtern, Hunde-Mutti und... Auftragskillerin! 

Tja - über Hausfrauen, die schon an der Zubereitung eines Drei-Gänge-Menüs verzweifeln, kann Josie nur lachen. Denn die serviert ihrem Mann lächelnd das Dinner, während der Fleckenentferner unter der schicken Schürze quasi noch damit beschäftigt ist, die Blutspritzer des letzten Auftrags verschwinden zu lassen. Denn Josie tötet für Geld jeden, der ihr von ihrem Kontaktmann als Ziel genannt wird. Und dabei geht sie nicht gerade zimerplich zur Sache... Zwar versucht sie es anfangs eher subtil (und vor allem Fleckenvermeidend) mit Gift im Kaffee, aber ach! Am Ende gibt es meist ein Blutvergießen, bei dem Patrick Bateman wohl seine helle Freude gehabt hätte... Da spritzt das Blut nur so an die Wände, die Messer werden gewetzt und alles als Waffe benutzt, was irgendwo rumfliegt. Oha! Tatortreiniger müssten hier 'ne Extra-Schicht einlegen. Aber die Schürze sitzt!

Im Verlauf der Story zeigt Josie, dass sie es mit sogar männlichen Killer-Kollegen locker aufnehmen kann und der Ausdruck "die Waffen einer Frau" in der Tat vielfältig interpretierbar ist - denn Josie kann mit dem Messer mindestens ebenso schön herumwirbeln wie zur Tarnung mit dem Schneebesen in der Küche. Und was die erst mit Stöckelschuhen anstellen könnte... ich will es gar nicht wissen. Oder doch. Insgeheim schon.

Und das ist alles auch noch mega spannend erzählt - die 140 Seiten waren so schnell um, da hab ich ganz schön dumm aus der Wäsche geguckt. Mäh! Ich will mehr! Keine einzige Seite langweilig, tolle Zeichnungen... Hach. Ich bin begeistert. Ich brauche einen Eierlikör zur Beruhigung! Oder einen Mett-Igel. Gab's die schon in den 50ern? Bestimmt.

 

Empfehlenswert?

Aber hallöchen! Ich liebe es. Der Look, das Feeling, die Story. Alles. Wie sich Mrs. Schuller im Look der 50er und der Lässigkeit von Dexter durch eine amerikanische Kleinstadt mordet und sich nebenbei durch messerscharfe Kommentare - manchmal auch Taten - gegen fiese Chauvinisten behauptet. Toll!

Dabei hat man das Gefühl, dass in den Charakteren noch einiges an Potenzial steckt. Ich bin mir sicher, dass hier noch das ein oder andere Geheimnis gelüftet und sich der ein oder andere Abgrund auftun könnte... Hach, ich war ein bißchen geschockt, als ich gelesen hab, dass es sich nur um eine Miniserie handeln soll. Aber puh! In den USA ist bei Dark Horse bereits die Fortsetzung erschienen - hoffentlich dann auch schnell bei uns!

 

Verlag: Panini Comics (Engl. Original: Dark Horse)

Autoren: Joëlle Jones & Jamie S. Rich

Zeichnerin: Joëlle Jones

Release: 26.07.2016

Inhalt: 140 Seiten

Preis: 16,99 Euro


Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    El Nerderino (Donnerstag, 18 August 2016 22:46)

    Das klingt ja wirklich herrlich skurril. Der Comic ist mir jetzt schon von verschiedenen Seiten empfohlen worden und deine Review macht es auch nicht besser. Ich werde den wohl kaufen müssen.
    Generell bin ich ganz froh, dass es aber nur eine Mini-Serie ist. Finde das immer ganz erfreulich, wenn eine Geschichte mit 3-4 Bänden abgeschlossen ist und sich nicht im Sande verläuft :)