SUPERMAN: Außen hui, innen pfui

Erinnert ihr euch noch an BIRGIT, die in die Jahre gekommende Angestellte, deren Berufsalltag ihr innerhalb ein paar Tagen langsam, aber stetig aus den Fingern glitt und sie schließlich lautlos implodierte? Nun. Mehr oder weniger passiert Chris das auch. Anders als Birgit ist Chris aber ein durch und durch dynamischer Typ, der mit seinen strammen Waden eigentlich auf dem Weg nach oben auf der Karriereleiter unterwegs ist. Eigentlich. Wären da nicht all die hübschen Frauen, mit denen er so gerne schläft und für ein Schäferstündchen schon mal zu spät zum Meeting kommt. Kann ja mal passieren! Oder zwei Mal. Wer zählt schon mit? Das hilft dabei, den Kopf freizubekommen... Oder?

Denn plötzlich sind da diese merkwürdigen Aussetzer, die sich unangenehm in seinen so hübsch durchgetakteten eierschalenfarbenen Alltag drängen...

Aber jemand wie Chris hält natürlich nicht inne, ach was. Er pusht sich mit Energy-Drinks einfach immer weiter. Nach vorne. Und natürlich nach oben. Blöd nur, dass man von da oben eben auch ganz tief fallen kann. 

Also SUPERMAN ist auf jeden Fall nichts für fröhlichen bunten Abend. Der langsame, aber stetige Kontrollverlust macht einen mürbe, immerhin muss man Chris quasi dabei zusehen, wie seine Psyche wie ein alter Wasserkochtopf immer mehr pfeift und pfeift und qualmt und kurz vorm Explodieren ist. Die Art, mit der er diesem Druck schließlich Luft macht, ist alles andere als angenehm und im wahrsten Sinne des Wortes eine Katastrophe. Trotzdem - oder gerade deswegen - ist SUPERMAN eine sehr intensive Lektüre. Man mag Chris von Anfang an nicht. Und nach der Lektüre erst recht nicht. Trotzdem spürt man den Druck, der auf ihm lastet und dem er trotz all seiner fancy Skills und Fähigkeiten nichts entegenzusetzen weiß. Von noch mehr Energy-Drinks und Schäferstündchen mal abgesehen. Nun.

 

Verlag: Edition Moderne

Von: Gion Capeder

Inhalt: 120 Seiten (Hardcover)

Release: September 2017

Preis: 28,00 Euro