Das ist ja wohl der Horror!

Falls es bei euch auch grad Gewitter gibt, nutzt die Chance! Denn was gibt es schöneres, als sich bei Blitz & Donner mit einem guten Gruselbuch unter die Decke (obwohl, bei der Hitze lieber auf die Decke) zu verkrümeln und sich mal wieder gepflegt zu gruseln? Gut, mir würden grad auch spontan mindestens zehn andere Sachen einfallen (Eis in jeder Variation spielt dabei erstaunlich oft eine Rolle... Hüstel), aber nun! Da ich schon als Kind gerne Gruselgeschichten gelesen hab und in letzter Zeit ein paar Bände rausgekommen sind, mit denen ich meine Liebe für Comics und Gruselgeschichten quasi gleichzeitig pflegen kann, dachte ich, ich wage es mal!

Dass man der Fantasie in Bezug auf Schauergeschichten besser nicht ihren Job wegnehmen sollte, zeigt Alberto Breccias Adaption verschiedener Lovecraft-Geschichten (u.a. Das Fest, Das Ding auf der Schwelle, Die Stadt ohne Namen, Cthulhus Ruf, Die Farbe aus dem All). Und kaum zu glauben: Mein erstes Mal Lovecraft. Huh! Schon komisch. Obwohl ich Schauergeschichten sehr mag, bin ich bisher noch nie mit Lovecraft in Berührung gekommen. Sowas! Daher kam der Band gerade richtig, denn für den Einstieg in sein Universu war das quasi perfekt. Man bekommt einen Einblick in den Lovecrafts Kosmos, ohne direkt 500 Seiten wälzen zu müssen, aber gut... nach dem Band hier fängt man sowieso damit an ¯\_(ツ)_/¯

Ich kann zwar nicht bewerten, wie ein/e treuer Lovecraft-Leser/in es findet, seine Geschichten hier adaptiert und illustriert vorzufinden, bin aber überzeugt davon, dass Breccias Art Begeisterung hervorrufen wird. Da Breccia alles in schwarz-weiß gehalten hat und nie detailliert genug wird, um dem Kopfkino ernsthaft Konkurrenz zu machen, bleibt genug Raum für die eigene Fantasie. Zudem finde ich zeimlich erstaunlich, dass der gute Mann diesen Stil bereits in den 70ern gepflegt hat, das wirkt nämlich auf eine gruselige Art sehr modern und fancy. Also für Lovecraft-Fans (und solche, die es noch werden wollen) auf jeden Fall empfehlenswert <3

 

Verlag: avant

Von: Alberto Breccia

Inhalt: 126 Seiten, schwarz-weiß

Preis: 29,00 Euro

Etwas weniger enthusiastisch war ich nach der Lektüre der drei Bände BERENICE, DER FREMDE! und DEN NACHFOLGERN IM NACHTLEBEN aus der Reihe DIE UNHEIMLICHEN. Eigentlich finde ich die Idee der Reihe ja großartig: deutsche Comiczeichner/innen interpretieren klassische und moderene Schauergeschichten neu. Super! Aber die Umsetzung hat mich leider nicht so ganz begeistern können... Für mich haben Schauergeschichten noch immer was mit Kopfkino zu tun, vielleicht habe ich deshalb Probleme mit dem sehr akkuraten Stil von Berenice und Den Nachfolgern im Nachtleben. Da ist kaum Raum für Fantasie. Obwohl, Moment... Bei Berenice gibt es den schon, aber irgendwie hat mich die moderne Interpretation nicht so mitgenommen. Anders als bei Lovecraft wurde hier nämlich auch der Inhalt neu interpretiert und nun, die Neufassung hat mich irgendwie nicht packen können. 

Bei den Nachfolgern im Nachtleben fehlt mir irgendwie die Pointe, oder ich hab sie nicht verstanden (was sehr schade ist, da ich den Stil und die Such den Zombie-Bilder im Anhang eigentlich mochte) und Der Fremde hat mir ebenfalls optisch gefallen, aber mich auch irgendwie verwirrt (vielleicht bin ich einfach keine Freundin von schwurbeligen Sätzen): Mit einer altmodischen Geste küsst der Fremde der schönen Tochter des Wirtes die Hand. Prustend versteckt das Mädchen die eben geküsste Hand hinter dem Rücken. Und eilt in ihr Zimmer. Wo sie den nagenden bohrenden Zweifeln anheimfällt. Mhm... Falls ihr jetzt denkt: Pfui! Eine Literaturbanausin! Mag sein. Ist vielleicht auch einfach Geschmackssache. Probiert es aus. Und zu meiner literarischen Ehrenrettung kann ich sagen: der nächste Band konnte mich durchaus abholen...

 

Berenice / Der fremde! / Den Nachfolgern im Nachtleben

Verlag: Carlsen

Von: Edgar Allan Poe & Julius Jüliger / Elfriede Jelinek & Nicolas Mahler / Sarah Khan & Isabel Kreitz

Inhalt: je 64 Seiten

Preis: je 12,00 Euro


An einem Nachmittag im Herbst kam Gisbert früher als sonst nach Hause.

Warum, wusste er selbst nicht so genau, er hatte sich komisch gefühlt,

seit dem Mittagessen schon,

da war so ein Kloß im Hals gewesen, zunächst,

er war in den Magen weitergewandert,

ganz plötzlich, wie ein Geschwür hatte es sich angefühlt,

zum Zittern und Schwitzen hatte er ihn gebracht, der Kloß,

Gisbert war von seinem Schreibtisch aufgestanden,

hatte etwas von Übelkeit und Reflux gemurmelt, desinteressiertes Nicken geerntet

und mit seiner Aktentasche unter dem Arm das Meterologische Institut verlassen.

Sven Stricker: Ein hoffnungsloser Fall


So! Und zum Abschluß nochmal ein richtiges Buch. (Fast) nur Text. Ganz oldschool. Toll! 

Gut, jede einzelne Geschichte hat natürlich nicht 100 Prozent bei mir ins Schwarze getroffen, ich glaube das erwartet auch niemand. Ich zumindest nicht. Aber die meisten Geschichten haben eines gemeinsam: Die Protagonisten beginnen ihren Tag wie jeden anderen, er hört nur nicht so auf. Thihi. Und genau das ist es, was mich begeistert. Dabei ist auch egal, ob eine Heavy Metal-Band zum Auftritt des Grauens in ein kleines, unschuldig aussehendes Dörfchen kommt oder eine Frau sich plötzlich selbst gegenüber steht oder Gisbert schon Mittags ahnt, dass er Abends nicht mehr froh sein wird... 

Ich mochte viele der Geschichten sehr gerne (meine Highlights waren Schwarzes Loch von Heinz Strunk, Ein hoffnungsloser Fall von Sven Stricker und Rot steht mir nicht von Doris Knecht. Ah, und Schweinsnacht von Anselm Neft natürlich. Da ist wirklich einiges los... Hüh!

 

Das ist ja wohl der Horror!

Verlag: rororo

Von: Heinz Strunk, Ralf König, Doris Knecht, Till Raether, Kirsten Fuchs, Jenni Zykla, Tex Rubinowitz, Frank Schulz, Georg Klein, Anselm Neft, Sven Strickler, Dirk STermann, Thomas Gsella

Inhalt: 224 Seiten

Release: 2017

Preis; 10,00 Euro