Comics sind ja an sich schon toll, aber wenn man dabei - quasi nebenbei - noch was lernt, bin ich ja völlig aus dem Häuschen. Vor allem, wenn es um prominente Persönlichkeiten geht, von denen man zwar schonmal gehört hat, aber eigentlich nicht wirklich was weiß. So gings mir bei GERONIMO. Vielleicht wäre ich - nach viel Nachdenken - noch drauf gekommen, dass er Apache war, aber dann hört es auch schon auf. Wie gut, dass sich Matz & Jef der Geschichte angenommen haben, die beiden haben ja schon bei TOMBOY ein prima Duo abgegeben. Hurra!
Laut meiner spärlichen Wikipedia-Recherche entsprechen die Ereignisse übrigens auch tatsächlich der Geschichte. Gut, soweit man das halt rekonstruieren kann, denn anscheinend gab es sogar mal sowas wie diktierte Memoiren von Geronimo, aber die wurden erst in einer Schublade versteckt und dann zensiert. Gnah! Der gute Mann hatte nämlich einiges zu erzählen...
Kurz zusammengefasst könnte man such sagen: Gewalt & Hass erzeugen eine Menge Gewalt & Hass. Oder wie es in Geronimo gleich zu Beginn heißt: Die Opfer haben immer ein besseres Gedächtnis als die Täter. Und Geronimos Gedächtnis ist besonders gut...
Dass mexikanische Soldaten um 1850 sein Lager angriffen, während er und sein Häuptling in einem mexikanischen Dorf Tauschgeschäfte erledigen wollten, und währenddessen seine Mutter, Frau und Kinder töteten, macht aus dem Medizinmann quasi über Nacht einen Krieger, der auf Rache sinnt. Verständlich. Und jetzt kommt mir nicht mit Yoda um die Ecke, da wäre jeder mächtig angepisst. Jeder. Das Tolle an biografischen Geschichten ist ja auch: Es ist halt so passiert. Ganz egal, ob man Geronimo nun dafür feiert, oder dafür kritisiert, es ist so passiert. Ganz gleich, ob man ihn dafür verurteilt, dass er auf seinem Rachefeldzug seinerseits Frauen und Kinder seiner mexikanischen Feinde (und die der „Weissaugen“) getötet hat. Gut, vielleicht müsste doch mal Yoda um die Ecke kommen, denn ihr wisst ja ...Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid. Ist leider auch in diesem Fall was dran. Zumindest gibt es kein Happy End. Aber - und das lehrt uns ja leider die Geschichte - das hätte es für die Apachen so oder so nicht gegeben. Und das ist ja die eigentliche Schweinerei, die hier „nebenbei“ miterzählt wird und einen wirklich fassungslos zurücklässt.
Kurzum: In GERONIMO wird nicht groß rumgemacht, man wird sofort mitten ins Geschehen geworfen und ist quasi live dabei, wenn aus dem Medizinmann Goyathlay der Krieger Geronimo wird. Geworfen wird übrigens auch das ein oder andere Messer und das Blut spritzt hier auch munter vor sich hin - das sieht aber dank Jef so schön aus, dass da auch zarte Gemüter mit klarkommen. Ich bin mir sicher!
Verlag: Splitter
Autor: Matz
Zeichner: Jef
Inhalt: 120 Seiten (HC)
Release: 22.10.2017
Preis: 24,80 Euro