Mit einem Schiller-Zitat habt ihr jetzt nicht gerechnet, was? Ich auch nicht. Aber nachdem ich mir seit Tagen den Kopf über einen schmissigen Titel zerbrochen habe, borge ich mir jetzt einfach mal was von Schiller. Ob der wohl vor irgendwas Angst hatte? Vielleicht vor einem leeren Tintenfäßchen? Ich weiß es nicht. Aber Epiphanie, die hat Angst. Da ist nämlich dieser Schatten, der sie ständig verfolgt. Schon ganze achteinhalb Jahre lang! Und achteinhalb Jahre können verdammt lang sein... Vor allem, wenn man erst achteinhalb Jahre alt ist.
Ihr ahnt es schon, hier geht es um keine rationale Angst. Bzw. ist das Objekt der Angst manchmal auch eine Frage der Perspektive. Die einen haben Angst vor Spinnen, die anderen sagen Spider-Mans Freunden freundlich hallo. Andere haben Angst vor speckigen Knöpfen (kein Scherz!). Nun.Ganz gleich, ob Kinder oder Erwachsene: Blöderweise kann man sich im Prinzip vor allem fürchten. Vor Dingen, die gar nicht da sind (Hallöchen, Monster unterm Bett!) oder - noch schlimmer - vor ganz alltäglichen Sachen, die für andere völlig "normal" sind. Schmutz, ungerade Zahlen, Pferde, der eigene Schatten. Aber eigentlich auch wurscht. Hier geht es ja darum, diese Angst zu besiegen! Tschakka! Und auf dem Weg dahin ein paar crazy People kennenzulernen...
So wie dern kauzigen Herr, der Fragen auf all eure Antworten hat, aber leider seine Bodenhaftung verloren hat. Oder den Ritter ohne Furcht und Tadel, der seine Furcht leider Gottes doch noch kennenlernen wird. Denn obwohl die kleine Epi ihren Schatten sehr fürchtet, hindert es sie nicht daran, auf der Suche nach Erlösung viel Mut zu beweisen. Das ist sehr zauberhaft inszeniert und wunderhübsch anzuschauen!
Für erwachsene Leser/innen ist die Auflösung sicher nicht sehr überraschend, aber für Kinder ist es meiner Meinung nach genau richtig erzählt. Denn - man ahnt es - weglaufen kann man vor seinem Schatten nicht, man muss sich einfach mal umdrehen und ihm fest in die Augen schauen. Und mal unter uns: Epis Schatten ist für mich sowieso der eigentliche Star hier. Sie ist irgendwie putzig, was ja die Tatsache unterstreicht, dass man eigentlich keine Angst haben muss. Füttert und pflegt man seine irrationalen Ängste jedoch immer weiter, werden sie eben auch größer und unheimlicher. Und dann sind sie irgendwann nicht mehr putzig. Schade, dass das im echten Leben nicht immer so einfach geht wie hier.
Verlag: Splitter / toonfish
Autorin: Séverine Gauthier
Zeichner: Clément Lefèvre
Inhalt: 96 Seiten
Release: November 2018
Preis: 19,95 Euro