China! Na? Woran denkt ihr jetzt spontan? Ich denke tatsächlich als erstes an HERO! Einer der visuell schönsten Filme, die ich je gesehen habe. An die Handlung kann ich mich leider nur so halb erinnern, aber es geht um ein Attentat und alle Beteiligten (ich glaube, es waren drei) haben poetische Namen wie Fliegender Schnee und Zerbrochenes Schwert. So.
Aber wenn ich mal ehrlich sein darf: In den letzten Jahren folgten dann keine weiteren nennenswerten Kontakte mit der chinesischen Kultur, außer Dumplings beim Chinesen und die Ratlosigkeit darüber, was da in Bezug auf Meinungsfreiheit generell (und insbesondere in Bezug auf das Internet) so los ist. Oder besser gesagt: Nicht los ist. Davon abgesehen, dass ich erst letztens erfahren habe, dass in China einige bekannte Anime und Manga auf dem Index stehen. Und Winnie Puuh. Kein Scherz.
Aber trotz allem (oder gerade deswegen): In China gibt es Künstler/innen, die man sich mal anschauen sollte...
Der freie Vogel fliegt gehört zum Beispiel dazu. Sowas von! Gab es tatsächlich auch letztes Jahr beim Gratis Comic Tag. Obwohl es mich da schon optisch angesprochen hat, habe ich es nie gelesen. Shame! Denn beim Lesen entpuppte sich dann das ganze Potenzial, zumindest, wenn ihr über ein paar Kleinigkeit hinwegsehen könnt...
Lin Xiaolu hat es nicht leicht - ihr Vater hält sie für einen Nichtsnutz, in der Schule läuft es nicht (siehe Punkt 1) und der neue Schwarm beachtet sie nicht. Noch nicht. Ein Wunder, dass Xiaolu überhaupt mal den Kopf aus den Wolken nimmt, denn am liebsten tagträumt sie sowieso mit ihren Lieblingscharakteren Doraemon, Athena Saint Seiya und einem weißen Hasen. Hach. Auch wenn das jetzt nach Friede-Freude-Dumplins klingt, ist es nicht. Leistungsdruck in der Schule, Scheidung, Mobbing, das wird sehr einfühlsam thematisiert.
Die Geschichte basiert auf dem - zum Teil - autobiografischen Roman “Auf Zehenspitzen in die Ferne schauen“ von Yale Zu aka Jidi. Wunderschön illustriert von der Künstlerin Ageng (wenn mal jemand demnächst zufällig in China ist und es dort Bildbände von ihr gibt, bitte mitbringen! Ich liebe ihren Stil <3).
Leider ist die Wahl der Schriftart(en) nicht ganz geglückt, denn an einigen Stellen ist es so kleingedruckt, dass es anstrengend zu lesen ist. Schwarz auf dunkleblau z.B. ist auch keine gute Wahl. Das Papier ist zwar sehr wertig, da es sich aber um zweisprachige Ausgaben handeln (also erst deutsch, dann nochmal komplett auf chinesisch), wird es natürlich recht schnell schwer. Jeder Band ist ein kleiner Klopper. Hardcover wäre da sicher eine schöne Alternative gewesen. Aber gut, da muss man dann halt durch. Es lohnt sich auf jeden Fall!
PS: Ich habe z.B. gelernt, dass das sogenannte "fünfte Rad am Wagen" in China eine Glühbirne ist. Thihi.
Verlag: Chinabooks
Autorin: Jidi (Yale Zu)
Künstlerin: Ageng
Inhalt: jeweils ca. 300 Seiten, zweisprachige Ausgabe
Preis: je 24,00 Euro
Alle hier vorgestellten Ausgaben sind tatsächlich zweisprachig. Die erste Hälfte deutsch, die zweite chinesisch. Die Reihe Helden der östlichen Zhou-Zeit und Der erste Kaiser klangen dann auch recht vielversprechend und ich dachte, ich könnte was über die chinesische Kultur lernen. Und wisst ihr was? Das kann man damit auch, aber es ist kein Spaziergang...
Denn - Überraschung! - von der östlichen Zhou-Zeit (770 v. Chr. bis 256 v. Chr) oder Ying Zhen habe ich halt noch nie was gehört. Und während man bei europäischer oder amerikanischer Geschichte ja mehr oder minder Vorkenntnisse hat, die Anspielungen leicht(er) versteht und einordnen kann, fehlt einem das hier komplett. Da ist wirklich alles neu: Namen und Orte wie Guan Zhon, Bao Shuya oder Qi. Da musste ich manchmal zwei Mal gucken, um einen Satz wirklich zu begreifen.
Besonders viele Frauen sind in den drei Bänden der Zhou-Zeit leider nicht zu finden, aber gut. Wir sprechen hier von einem Zeitraum, der mehrere hunderte Jahre vor Christus angesiedelt ist, was will ich da auch erwarten? Immerhin zwei Heldinnen habe ich gefunden. Na!
Dabei ist sehr spannend, wie unterschiedlich die beiden Damen dann agieren. Die eine - Xi Shi (siehe Bild ganz oben) ist der Inbegriff von Demut und Ich-mache-alles-was-man(n)-mir-sagt (aber wunderschön!), die andere hat zwar einen schwachen Moment (siehe Bild oben), kommt dann aber doch ganz gut aus den Puschen und macht ihr Ding. 100 Mann kann die gute Frau alleine besiegen, das ist doch echt mal was! Diese Distel, die kann was. Sehr spannend, davon hätte ich gerne viel mehr gehabt! Und irgendwie sind Blumen auch so ein Ding da, oder was meinst Du, Magnolie? (Kommt ihr drauf, wer gemeint ist? Löse ich ganz unten auf.)
Ansonsten gibt es reichlich Mord und Totschlag, Intrigen an jeder Ecke und mächtig Machthunger, mon dieu! Also wenn ihr diese Art von Geschichten mögt und gerne ein paar schillernde (und finstere) Gestalten der chinesischen Geschichte kennenlernen wollt, dann werft mal einen Blick rein! Wobei mich ja schon interessieren würde, ob die Bände auch genau so in China erschienen sind / erscheinen dürfen? Wenn jemand von euch chinesisch spricht und das weiß, gerne Bescheid sagen!
In Der erste Kaiser geht es dann erst richtig rund! Der Künstler Chen Uen zeigt hier, was er drauf hat. Und das ist einiges! Er ist (bzw. war, er ist schon verstorben) übrigens ein taiwanesischer Comic-Künstler, der anscheinend ein bunter Hund auf dem japanischen Markt ist und gerne historische Stoffe aus der chinesischen Geschichte als Thema ausgewählt hat. Nun gut, da kann man ja erwarten, dass er die Geschichte recht ungeschönt erzählt, nech? Und ich sag mal so: Besonders sympathisch kommt der erste Kaiser hier nicht weg. Ich weiß wie gesagt nicht, was chinesische Kinder darüber in der Schule lernen, aber ein Sympathiegranate war der Mann wirklich nicht. Aber der eigenwillige Stil macht das Ganze leider auch etwas sperrig zu verstehen, manche Panels schreien einen förmlich an, während sich dann eine komplette Seite dem Austausch von drei Blicken widmet. Verwirrend.
Mir hat das leider nicht wirklich Freude gemacht, auch wenn ich den Stil von Chen Uen wirklich toll finde! Laut Wikipedia soll er neben Kalligrafiepinseln auch Zahnbürsten und Watte eingesetzt haben. Na, kein Wunder, dass einem da die Worte fehlen... Apropos fehlende Worte: Wenn ihr mehr zu der SItuation auf dem chinesischen (Comic-)Markt wisst, lasst es mich gerne wissen! Und an dieser Stelle kann ich es ja auch endlich mal korrekt schreiben: Manhua ist der chinesische Begriff für Comics. So!
Verlag: Chinabooks
Von: Chen Uen
Inhalt: jeweils ca. 500 Seiten (s/w ü einige Farbseiten)
Preis: rund 26,00 Euro je Ausgabe
PS: Die Magnolie, das ist übrigens Mulan. An dieser Stelle wollte ich noch einen fun fact über Magnolien einfügen, habe aber nur herausgefunden, dass Magnolien durch Käfer bestäubt werden. Nun.