LINCOLN 2 & 3: Gottes Experiment und Teufels Beitrag

Hach ja, was habe ich den guten Lincoln bereits im ersten Band in mein Herzchen geschlossen: er flucht, säuft und nimmt kein Blatt vor den Mund. Nie! Diese Erfahrung musste auch schon der liebe Gott machen. Er hat nämlich aus (bisher) unerfindlichen Gründen beschlossen, Lincolns nihilistischen und zynischen Blick auf das Leben etwas gerade zu rücken. Er will es zumindest vesuchen. Die ultimative Challenge sozusagen.

Zu allem Überfluss mischt sein alter Kumpel, der Teufel, auch noch mit... Und sowieso: unser schlecht gelaunter Revolverheld kann sich sowieso nicht über mangelnde Gesellschaft beklagen. Während er am Ende des ersten Bandes unfreiweillig Zuwachs in Form drei junger Farmer bekommen hat (die er ungefähr so herzlich wie Fußpilz begrüßt), geht es im zweiten Band um eben diese neue gegründete Gang und ihre Mission, mal so richtig aufzuräumen im wilden Westen. Und das ist auch bitter nötig. Denn so schnodderig Lincoln auch rüberkommen mag, wenn es um offensichtliche Ungerechtigkeiten gegenüber amerikanischen Ureinwohnern geht, rührt sich sogar etwas in seinem schwarzen Herzchen... 

Lincoln ist ein Antiheld, wie er im Buche steht! Die Methoden fragwürdig, der Stil moralisch nicht vertretbar, aber das kleine dunkle Herz schlägt im Prinzip für eine - etwas schräge Form - von Gerechtigkeit. Und man muss es anerkennend zugeben: Lincoln fürchtet tatsächlich weder Tod noch Teufel. Ersteres zu recht, bei zweitem ist er sich zu Beginn des dritten Bandes noch nicht ganz sicher... Aber soviel sei verraten: Er findet es heraus. In New York. Auf die harte Tour.

Die herrlich schnodderigen Wortgefechte zwischen Lincoln und Gott allein sind die Lektüre schon wert, es ist wirklich eine Wonne! Einziger Kritikpunkt meinerseits wäre allerdings die Ausgestaltung des Teufels, die doch recht schnell recht durchsichtig wird. Für Lincoln und für und uns. Nah, da hätte ich ihn als Figur etwas raffinierter eingeschätzt! Aber wie gesagt: Ein wahres Fest und empfehlenswert.

 

Verlag: Schreiber & Leser

Szenario: Olivier Jouvray

Zeichnungen: Jérôme und Anne-Claire Jouvray

Inhalt: jeweils 48 Seiten

Preis: jeweils 14,95 Euro