Gleich zu Beginn ein Geständnis: Ich besitze quasi zwei Comic-Lesestapel. Einen zu Hause auf dem Sofa (man könnte die Comics auch auf den Tisch oder den Boden legen, aber nein! Sie sitzen quasi mit mir auf dem Sofa, thihi) und einen imaginären. In meinem Kopf. Da finden sich Titel, die ich (noch) nicht besitze, weil gerade keine bezahlbare Ausgabe auf dem (deutschen) Markt herumschwirrt oder keine fetzige Übersetzung vorliegt. Oder einfach aus Gründen. Nun. Das war auch bei Krazy Kat der Fall.
Ich habe zwar schon viel von der Katze gehört, die einer kleinen Maus verfallen ist und mit Ziegelsteinen beworfen wird (und das Jahrzehnte vor Tom & Jerry! Verrückt!), aber mal ehrlich: Ein Klassiker aus den 20er-40er Jahren, da denkt man halt nicht als erstes dran. Bis ich letzte Woche darauf aufmerksam gemacht wurde, dass der TASCHEN-Verlag nun die kompletten Sonntags-Strips auf den Markt schmeißt und ich einen Blick hineinwerfen darf. Yay! Ist ja immerhin ein gewichtiger Klops Comicgeschichte, und das sogar buchstäblich mit über 600 Seiten und fast sieben Kilo Gewicht! Hach, es hätte nun der Beginn einer wundervollen Liebe zwischen Krazy Kat und mir werden können. Ist es aber leider nicht...
Denn zum einen dachte ich, dass die Geschichten auf deutsch übersetzt vorliegen würden. Tun sie nicht. Gut, das ist bei alten Zeitungsdrucken - vor allem in der vorliegenden Fülle - vielleicht auch zuviel verlangt, aber mir hätte es sicher geholfen. Englisch an sich ist ja (meist) kein Problem für mich, aber Streetstyle-Englisch in phonetischer Schreibweise? Hülfe! Ein Beispiel: Some Pippils injoy Cigars werra much - puh. Im Prinzip versteht man das schon, aber es ist tatsächlich sehr anstrengend zu lesen. Zumindest für mich.
Zudem haben mir sich einige Gags auch nicht wirklich erschlossen. Das ist so schade! Denn die herzensgute Krazy Kat, die kleine abweisende Maus Ignatz und Officer Pupp, hach. Das sieht eigentlich nach Material für mein Peanuts & Mutts-liebendes Herzchen aus. Vor allem, da die über 100 Seiten lange und sehr ausführliche Einleitung (zum Glück auf deutsch!) einem sehr gut näher bringt, warum George Herriman als Comic-Genie betitelt wird. Allein die Tatsache, dass Krazy Kat weder eindeutig als Mann oder Frau gelesen werden kann, spricht ja schon für sich. Eine gender-fluide Comic-Katze! Toll! Also: Wenn ihr kein Problem mit phoentischem Englisch habt und wissen wollt, wie die „Pippils“ in den 30ern und 40ern geplaudert haben, dann ist das hier was für euch.
Wenn ihr aber leichte Unterhaltung für zwischendurch sucht und/oder vielleicht nicht gerne englisch oder englische Mundart lest, dann würde ich euch hier eher abraten. Der Band ist zwar mehr als hübsch anzuschauen, in Leinen eingebunden (und zur Not sogar besser als ein Ziegelstein zur Selbstverteidigung geeignet!), aber wie gesagt leider auch ein wenig sperrig.
Übrigens: In der aktuellen Ausgabe der ALFONZ (3/2019) gibt es übrigens einen tollen Artikel über Krazy Kat, schaut da gerne mal rein für mehr Infos zu Krazy Kat und George Herriman.