WONDER WOMAN 9: Wonder Woman is great again!

Schlägt das Herzchen erstmal für eine Comicfigur, verfolgt man ja in der Regel neugierig ihren Werdegang und die aktuelle Comic-Serie. In der Regel... Da sich Autoren aber abwechseln, passiert es leider eben auch, dass man eine Serie nicht mehr weiterverfolgt, weil sie irgendwann nicht mehr so richtig fetzt. Ärgerlich. Passiert euch das ab und an? Mir schon. Zum Beispiel bei Wonder Woman. Die ersten drei Bände der Rebirth-Reihe habe ich richtig gefeiert, denn Greg Rucka hat der guten Diana zwar ordentlich Ärger, dafür aber auch eine ganz neue, verletzliche Seite beschwert. Toll war das! Aber der gute Rucka war leider so fix wieder weg, wie er gekommen ist. Gnah. Und nach Wonder Woman 5 bin ich dann ausgestiegen.

Aber nun bin ich wieder am Start! Und schwinge begeistert das Lasso! (Innerlich, keine Bange!) Denn mit dem neunten Band der Reihe rauscht frischer Wind in Form von G. Willow Wilson heran, bekannt und greschätzt als Autorin von Ms. Marvel. Hurra! Gut, Ms. Marvel und Wonder Woman haben auf den ersten Blick vielleicht nicht allzu viel gemeinsam, aber dass Frau Wilson ihren Job gut macht, das beweist der vorliegende Band.

Denn Freunde von Wonder Woman wissen: Es ist nicht immer leicht, mit ihr als Frau und Charakter mitzufühlen, denn die gute Diana ist eine selbstbewusste Amazone, die selbst Batman oder Superman locker in die Tasche stecken kann und auch keine tragische Backstory ihr eigen nennt, mit der man wirklich mitfühlen kann. Gut, nicht nach Hause telefonieren zu können ist wirklich kacke, aber mit ermordeten Eltern kann das auf der tragische Backstory-Skala halt nicht ganz mithalten. Ganz zu schweigen von toten Eltern UND einem zerstörten Heimatplanet... Huh! Aber Frau Wilson macht hier etwas sehr schlaues: Sie lässt nicht Wonder Woman in eine Sinnkrise stürzen, sondern einen Gott. Ares. Der Kriegsgott hat nämlich ein großes Problem: Was macht man als Gott des Krieges, wenn man Krieg plötzlich blöd findet? Rumsitzen? Einen Lendenschurz häkeln? Bloody Marys mixen? Schwierig. Ihr ahnt es: Die Lösung, die ihm kommt, macht niemanden so wirklich glücklich und selbst Wonder Woman etwas ratlos. Toll!

Krieg ist hier das übergreifende Thema und, keine Überraschung, G. Willow Wilson nutzt den Auftakt, um die Sinnlosigkeit des Krieges aufzuzeigen und alle Charaktere intensiv darüber nachdenken zu lassen. Das kommt dabei trotzdem nie aufgesetzt, sondern immer inhaltlich motiviert daher, auch wenn man es leicht übertrieben finden kann, dass hier am laufenden Band Babys und Kinder als unschuldige Opfer des Krieges bemüht werden, quasi als größtmögliche emotionale Eskalationsstufe. Hätten es da Frauen und Männer als Zivilisten nicht auch getan..? Aber gut. Zudem lernen wir eine Gruppe mythischer Wesen kennen, die plötzlich heimatlos auf der Erde gestrandet sind und nicht wirklich willkommen geheißen werden. Die werden – soviel sei verraten – im nächsten Sammelband ihr ganzes erzählerisches Potenzial entfalten (ich habe nämlich zufällig das englische Heft 63 schon gelesen, welches dann im nächsten Paperback im Frühjahr 2020 hier erscheinen wird und kann euch schonmal sagen: Das wird gut! Richtig gut!). Also: Einsteigen lohnt sich, die Fahrt geht jetzt richtig rund!

 

Verlag: Panini (DC Comics)

Autorin: G. Willow Wilson

Zeichner: Cary Nord, Emanuela Lupacchino, Xermanico

Inhalt: 116 Seiten (Wonder Woman 58-62)

Release: 10.09.2019

Preis: 13,99 Euro