Stöbert ihr auch manchmal gedankenversunken durch euren Lesestapel und bemerkt dabei Dinge? Ich schon! Zum Beispiel die Tatsache, dass wir sowohl auf der Reise nach ISOLA als auch auf der nach West, West, Texas von einer Katze begleitet werden. Gut, großer schwarz-blauer Tiger auf der einen Seite, kleine weiße Katze auf der anderen, aber nun. Und ich möchte erwähnen, dass ich parallel Schwarzer Leopard, roter Fuchs lese, noch eine (große) Katze, verrückt!
In beiden Fällen geht es um einen Ort, von dem die Protagonistinnen (noch) gar nicht wissen, ob er überhaupt existiert, sie überhaupt heile ankommen UND es geschehen magische Dinge. Das nenne ich mal Gemeinsamkeiten! Trotzdem sind beide Bände so verschieden wie Tag und Nacht. Oder..?
Zuerst geht es nach Isola: Als Königin von Maar hat man es auch nicht leicht. Gerade wollte man – bzw. Frau – einer unerwünschten Ehe entgehen, hex hex, wird man in einen Tiger verwandelt. Bzw. Tigerin. Nicht nur verwandelt, sondern verflucht. Mon dieu! Immerhin in einen richtig schicken Tiger mit fancy Farbgebung. Richtig begeistert wirkt Königin Olwyn trotzdem nicht, ist halt blöd, wenn man nicht sprechen kann. Zum Glück hat sie ihre Lieblings-Leibgarde (Gardistin? Gardine? Na, ihr wisst schon) aka Captain Rook dabei, die sie auch ohne große Worte versteht. Zumindest glaubt sie das. Und was soll sie auch machen? Es ist ihre Plicht, die Königin auf ihrer Kamikatze-Tour nach Isola zu begleiten, denn dort soll es Erlösung von dem fiesen Fluch geben. Munkelt man. Um das herauszufinden, müssen die beiden aber erstmal dort ankommen, was sich doch recht mühsam erweist. Hunger, der beschwerliche Weg über Stock und Stein, Jäger an den Fersen, Tiger-Halluzinationen... Schwierig. Und was will eigentlich dieser ominöse Fuchs, der gefühlt immer auftaucht, wenn Ärger im Anmarsch ist?!
Ihr merkt schon, hier ist storytechnisch schon nach den ersten Seiten richtig was los. Das kann manchmal etwas verwirren, aber die Farbgebung hilft einem bei der Orientierung in Bezug auf Gegenwart, Vergangenheit, geistiger und physischer Welt. Optisch ist ISOLA jedenfalls eine wahre Wonne und jede Seite ein Hingucker. Ob die Geschichte in den nächsten Bänden wirklich alle Fragen und Rätsel auflöst, die im ersten Band aufgeworfen werden und die beiden tatsächlich romantische Gefühle füreinander hegen, oder es nur bei Andeutungen bleibt, DAS sind für mich die spannenden Fragen. Hoffentlich wird im zweiten Band einiges aufgelöst, aber ich bin mal optimistisch! Und gespannt.
Verlag: Cross Cult (Image)
Von: Brenden Fletcher, Karl Kerschl, Msassyk
Inhalt: 168 Seiten
Release: 16.10.2019
Preis: 16,00 Euro
Ah, zwei Frauen auf einem Pfad ins Ungewisse, da hab ich noch was: West, West Texas. Hier gibt es zwar "nur" einen Stubentiger, aber auch hier müssen zwei junge Frauen ganz viel Mut beweisen. Die eine auf der Suche nach sich selbst, die andere auf der Flucht vor den inneren Dämonen, die leider recht anhänglich sind. Achja, im Gegensatz zu Olwyn und Rook outen sich die beiden Damen hier auch ganz offiziell vor den Leser*innen, auch wenn eine mögliche romantische Annäherung hier nicht im Vordergrund steht. Hier geht es viel mehr um das gegenseitige Verstehen und den Mut, seinen Dämonen wacker ins Auge zu blicken. Quasi den inneren Tiger als Spirit Animal entdecken und einsetzen!
Aber gut, erst einmal steht ihnen "nur" die kleine weiße Katze zur Seite, die sie auf ihrem unfreiwilligen Roadtrip aufgegabelt haben. Denn eigentlich wollte Bea einfach nur weg und Lou zu ihrer Tante, aber nun haben die beiden eine ganz andere Mission: Richtig! Das aufgegabelte Kätzchen nach Hause bringen, nach West, West, Texas. Auf der langen Reise dorthin ploppen nach und nach die Fragen und Themen auf, die beiden bleischwer auf der Seele liegen.
Wenn ihr jetzt denkt, dass der Band nur aus Dialogen und dem Schnurren einer Katze besteht: Nein! Obwohl, doch. Zumindest was die schnurrende Katze angeht. Aber hier passiert noch einiges mehr, die beiden werden von unheimlichen Herren verfolgt, das Wetter scheint mindestens genauso aufbrausend und unstet wie das Gemüt der beiden Frauen und überhaupt: War der Berg da vorne eben auch schon da?! Das weiße Kätzchen und das junge Alter der Protagonistinnen sollten euch nicht täuschen: Tillie Walden scheut sich nicht vor ernsten Themen wie Tod und Missbrauch, sondern geht sie unerschrocken an. Katharsis at its best, falls ich hier mal mutig einen Fachbegriff in den Raum werfen darf. So, und was mache ich jetzt nach den beiden aufregenden Abenteuern? Richtig, ich suche mir eine schnurrende Katze zur Beruhigung.
Verlag: Reprodukt
Von: Tillie Walden
Inhalt: 320 Seiten
Preis: 29,00 Euro