Weihnachten! Silvester! Und das Beste: Die Zeit dazwischen! Die Zeit, in der man die Seele baumeln und den Lesestapel schrumpfen lassen kann. Dieses Mal habe ich mir sogar einen echten Klassiker vorgeknöpft. Ich wurde gefragt, ob ich nicht mal ein Äuglein auf den guten alten Flash Gordon werfen möchte. Und das wollte ich! Denn ich wollte schon immer wissen, wer der Mann hinter dem berühmten "Flash, ahhaaaaa!" von Queen ist und George Lucas (laut eigener Aussage) Mitte der 70er verfilmen wollte. Durfte er nicht, der Rest ist Geschichte (Stichwort STAR WARS).
Man darf natürlich nicht vergessen, dass FLASH schon in den 70ern ein Klassiker war, denn schon 1934 erblickte der gute Mann das Licht der Comicwelt. Dass man bei einem derart alten Schinken (Pardon!) über einige Klischees stolpert, was Männer- und Frauenrollen angeht, hatte ich ja schon erwartet, aber es wurde NOCH amüsanter, als ich sowieso schon erwartet hatte...
Flash abenteuert sich mit seiner Geliebten Dale, Dr. Zarkov und anderen wechselnden Mitstreitern durch neue, unbekannte Welten, wehrt außerirdische Bedrohungen, irdische Intrigen und liebestolle Frauen ab (letzters allerdings nicht allzu konsequent) – so könnte man das kurz zusammenfassen.
Der Look wirkt auf mich, als ob Robin Hood und seine Freunde durch den Absturz eines Außerirdischen an ein paar verrückte Gadgets aus der Zukunft gekommen sind und diese nun munter benutzen. Telefonieren mit Bildübertragung können wir 2019, 1934 war das noch richtig crazy!
Flash hingegen wirkt aus heutiger Sicht nicht besonders charmant. Zwar verliebt sich alle Naselang eine Frau in ihn (immer auf den ersten Blick, spätestens nach der ersten Heldentat), aber das ruft immer (wirklich immer!) Ärger auf den Plan: eifersüchtige Ehemänner, fiese Intrigen und einige Nahtod-Erfahrungen sind die Folgen.
Seine Geliebte Dale ist ebenfalls regelmäßig wütend, enttäuscht und/oder verletzt. Aua. Und ich sag mal so: Dass die Frauenwelt ihm zu Füßen liegt, dafür kann er ja nüscht, aber er wehrt sich auch nicht besonders dolle gegen die zärtlichen Überfälle und Küsse. Er erliegt eben den Reizen der Damenwelt. Kann man(n) nix machen... Hüstel. Aus heutiger Sicht natürlich etwas cheesy, den Frauen die Schuld für seine Umtriebigkeit in die Schuhe zu schieben. Empört sich Dale dann doch darüber und stellt ihn zur Rede, wird sie als hysterisch und/oder kratzbürstig betitelt und es so gedreht, dass SIE sich letztlich entschuldigt. Liv Strömquist hätte ihre helle Freude daran, die toxische Beziehung zu durchleuchten. Aber gut, damals war das anscheinend (noch) so, was will man sich da heute drüber aufregen. Etwas befremdlich ist es aber schon und ich kann nicht anders, als mit den Augen zu rollen, wenn sich Flash mit offenem Hemd mal wieder aus der Affäre zieht.
Aber gut, dafür kämpft er auch mit Tigern, bis das Hemd platzt, fürchtet sich selbst vor den verrücktesten Tierchen nicht und lässt immer Gnade vor Recht walten. Das ist doch auch mal was. Wer spannend findet, welche Ideen man in den 30er Jahren für die Zukunft hatte und die episodenhafte Erzählweise mag, der sollte hier ein Äuglein drauf werfen. Denn die Aufmachung macht durchaus was her, die Sonntagsseiten – hübsch restauriert und in neuer Übersetzung – lassen nostalgisches Feeling aufkommen und haben ihren ganz eigenen Charme.
Verlag: Hannibal Verlag
Autor: Alex Raymond
Inhalt: 208 Seiten (HC)
Preis: 35,00 Euro