Hach ja, als eingefleischter Catwoman-Fan mag sich auf den ersten Blick der Verdacht aufdrängen, Black Cat wäre eine Art Abziehbild von Catwoman. Auf den zweiten auch, immerhin hegen und pflegen beide ausgiebig ihre kleptomanische Ader und eine On/Off-Beziehung zu einem Mann im Tierkostüm. Dabei neckt Catwoman Batman schon seit 1940, Black Cat erblickte erst 1979 das Licht der Comicwelt. Aber wir wollen ja nicht voreilig urteilen, immerhin gibt es auch Aspekte, die ich an Black Cat auf den ersten Blick sehr erfrischend finde: Zum Beispiel die Referenz zu dem Aberglauben, dass schwarze Katzen Pech bringen.
Falls es euch auch geht wie mir: Lasst uns doch mal schauen, wie einsteigerfreundlich die beiden Black Cat-Comics sind und ob sie mein crazy Catladyherz genauso erwärmen können wie Catwoman und welcher Band mein Favorit wird...
Black Cat: Auf Raubzug hat mich angelacht, weil ich gerne mit einer aktuellen Serie einsteigen wollte. Zudem gefiel mir die Idee, ein Extra-Heft mit den besten Variant-Covern ergattern zu können. Tolle Idee, wirklich! Ich liebe nämlich Variant-Cover, aber sich dann drei Mal das gleiche Heft zu holen ist ja irgendwie auch so eine Sache, nech..?
Bei der Lektüre wurde dann schnell klar: Black Cat ist tatsächlich (noch) sehr stark in ihrer Rolle als sexy Pin-Up verhaftet. Das "Problem" hatt Catwoman ja lange auch, aber in letzter Zeit – und vor allem in ihrer Solo-Serie – rückt das meiner Meinung immer stärker in den Hintergrund. Nicht so bei Black Cat: Im vorliegenden Band wird ihre Sexyness regelmäßig von Männern erwähnt, sogar Doctor Stranges sprechende Schlangen können kaum an sich halten. Es ist ja auch prinzipiell in Ordnung, wenn Felicia ihre Reize einsetzt, um irgendwen abzulenken oder irgendwo reinzukommen. Aber im Band findet nicht eine Situation statt, die sie souverän und lässig als Diebin meistert. Das ist ja schon komisch, oder? Denn hier (die ersten 20 Seiten mal ausgenommen) zieht jemand anders die Fäden: ihr alter Mentor Black Fox. ER wird als Mastermind und Meisterdieb dargestellt, SIE führt die Pläne gemeinsam mit ihren beiden treuen Komplizen dann aus. Wenn man die Anfangsjahre einer jungen Diebin erzählen wollte, wäre das ja auch voll ok, aber so verwundert es schon ein wenig.
Da hätte ich ehrlich gesagt mehr erwartet. Schade, denn die Einbrüche sind schön erzählt, vor allem der Einbruch in das Sanctum Sanctorum ist die Lektüre schon fast wert. Ich weiß, hier geht es grad um Katzen, aber ich bin ein großer Fan von (Geister-)Beagle Bats <3
Der Zeichenstil ist übrigens auch so eine Sache: In einigen Panels fand ich ihn ganz sympathisch und passend, aber manchmal wirkt er auch ein wenig unsauber und fahrig. Für mich auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig. Alles in allem: Solide und durchaus unterhaltsam, kann man machen.
Nun, versuchen wir es mal mit einem weiteren Band: Das Böse in Dir. VOR der Lektüre hat mich noch gewundert, warum "The Evil that Men Do" mit "Das Böse in Dir" übersetzt worden ist, NACH der Lektüre wusste ich es dann. Es geht im Band unter anderem um sexuelle Gewalt und Vergewaltigung. Und da wird auch schon klar: Das hier ist stellenweise durchaus starker Tobak.
Die Story weiß dabei durchaus durch spannende Plot Twists zu überzeugen: Felicia erhält einen Hilferuf, eine alte Freundin ist verschwunden. In New York trifft sie (natürlich!) direkt auf ihren Ex, Peter Parker aka Spider-Man. Die Funken fliegen, so weit, so gut. Recht schnell kommen sie einem reichen Schmierlappen auf die Schliche, der Dreck am Stecken hat, aber so recht beweisen können sie es ihm (noch) nicht. Aus Wut zieht Black Cat dann alleine los und tappt in eine sehr finstere Falle...
Dass Kevin Smith (DER Kevin Smith?! Oh ja!) ein derart düsteres Sujet wählt, finde ich sehr interessant. Die ersten drei Hefte sind 2002 erschienen, die letzten drei 2006. Dass die Geschichte schon einige Jahre auf dem Buckel hat, merkt man hier und da aber auch. Als Schmierlappen Garrison Klum Black Cat bei einem Fototermin unangebracht nah an sich drückt und Felicia empört zu Peter guckt, sagt der nur "Cool, Kitty". Pfffff. Genau DAS sollte man(n) in so einem Moment nicht sagen, ne? Weiß dank #Metoo inzwischen ja jeder. Hoffentlich.
Erzählerisch ist der Band sonst ganz gut gealtert, der Zeichenstil von Terry und Rachel Dodson ist halt Geschmackssache. Frauen werden ja immer recht Pin-Up-mäßig inszeniert. Ich finde den Stil an sich ganz hübsch, aber irgendwie auch nicht mehr up to date und frisch. Aber wie gesagt, wenn man bedenkt, dass der Band schon über zehn Jahre auf dem Buckel hat... Da drückt man halt mal ein Äuglein zu.
Ein Äuglein zudrücken musste ich leider auch bei Catwoman.
Eigentlich fängt auch alles recht vielversprechend an: Catwoman bekommt Besuch vom Pinguin, der es auf eine besondere Relique abgesehen hat. Die unheimliche Mumienfrau aus dem ersten Sammelband übrigens auch. Erinnert ihr euch an die Dame, die aussah, als ob sie ihren Schönheitschirurgen um ein Vermögen verklagen könnte? Genau die.
Catwoman lässt sich mit einem billigen Trick dazu bringen, die Relique zu stehlen und das Unheil nimmt seinen Lauf... Es folgen dann einige mehr oder wenige logische Wendungen in der Erzählungen, die noch nicht abgeschlossen sind und hoffentlich im nächsten Band zu einem Ende kommen.
Positiv hervorheben kann ich, dass Catwoman cool wie nie ist. Sie bringt locker mehrere Gegner alleine zu Fall und kommt überall rein. Und raus. Mal mehr, mal weniger unauffällig, nun ja. Nicht so gut gefällt mir, wenn Charaktere wie ihre traumatisierte Schwester Maggie einfach so als Requisite in der Geschichte rumsitzen um ein bißchen Gefühligkeit zu versprühen und Selinas fürsorgliche Seite zu zeigen. Ganz ehrlich? Für zwei Mal über den Kopf streicheln und "füttern", da kann man auch eine Katze hinsetzen! Es würde für die Story kaum einen Unterschied machen.
Genauso mittelgut finde ich den Move, austauschbare Sidekicks zu etablieren, nur damit Selina ab und an mal wen retten kann. In diesem Fall Carlos. Also entweder wird Carlos demnächst noch gefoltert, um eine AKtion von Selina zu erzwingen oder macht irgendwas dummes, um... Ah, Bingo. Ich weiß ja auch nicht, aber irgendwie langweilen mich solche Storylines. Meh. Und vor allem nervt mich, wenn Dinge einfach nicht zu Catwoman passen. Dass sie EINE Obdachlose aufnimmt und hilft, ok. Realistisch. Aber gleich mehrere? Und als Diebinnen ausbildet? Nee, glaub ich nicht. Sorry.
Wie gesagt, Mumien-Mutti ist grundsätzlich eine irre gute Figur (vor allem irre) und tote Menschen mit mysteriösen Wässerchen wieder zum Leben zu erwecken finde ich ja durchaus spannend als Storyline, aber dann bitte ein bißchen stringenter und ohne unnötige Sidekicks und Gefühlsverstärker(innen). Das wäre was! Hoffen wir mal, dass das im dritten Sammelband wieder besser wird. Hach ja.
Oh, falls ihr euch nun fragt, welcher der drei Bände jetzt mein Gewinner wäre... Ganz klar Black Cat: Das Böse in Dir. Hätte ich auch nicht gedacht! Verrückt.